Sauerland Schlössertour 2018

Tourausarbeitung: Martina
Text: Karin

Freitag

Regen ist angesagt, der Himmel wolkenverhangen und grau.

Pünktlich zum vereinbarten Abfahrtstermin 11.15 Uhr bei Martina in Melle beginnt es denn auch zu regnen, was unserer guten Stimmung jedoch keinen Abbruch tut. Nachdem wir die „Toaster- Qualitäten“ von Sabines Auspuff gehörig bewundert haben und das Loch in der Packtasche mit Panzerband perfekt abgedichtet ist, ziehen wir die Regenkombis über und es geht los.

Zu sechst fahren wir zunächst über Landstraßen nach Halle/Westfalen, um uns dort mal den mittäglichen Verkehrsstau anzusehen. Dann geht es in flotter Fahrt über die A33 bis zum Autohof Mönkeloh, wo Renate uns bereits erwartet. Die Pause mit Pommes und Kaffee zum Aufwärmen tut gut. Nur Doro bleibt lieber draußen bei ihrem Motorrad, das nach Streicheleinheiten und Öl verlangt.

Derart gestärkt, läßt sich das letzte Stückchen Autobahn locker nehmen und wir tauchen bald darauf in die grüne Schönheit des „Naturparks Diemelsee“ ein. Ob es hier so grün ist, weil es viel regnet…? Die feuchten Kurven fahren sich je länger desto lockerer. Der Cappuccino mit Blick über den See schmeckt. Dann erstaunte Blicke zum Himmel: Sollte es jetzt tatsächlich aufklaren? Wir hatten uns doch gerade ans spritzige Regenfahren gewöhnt…! Aber man will ja nicht meckern, die Regenkombi darf man trotzdem noch ein bisschen anbehalten, damit der Wind sie wieder trocken pustet. Was er auch tut, bis wir gegen 18 Uhr in unserem Viersterne-Quartier in Hallenberg- Braunshausen eintreffen.

Rechtzeitig zum abendlichen Büffet (und das IST ein Büffet…!!!) mit Begrüßungsbier ist auch Dagmar angereist und unsere Gruppe damit komplett. Nach einem kleinen Verdauungsspaziergang durch Braunshausen haben wir uns beim braunen Bierchen noch einiges zu erzählen, bevor wir ins Bett fallen.

 

Samstag

9.15 Uhr Helm-Appell, heißt: 8 Uhr Frühstück, heißt: früh aufstehen.

Zwei ganz Übereifrige erproben mit nüchternem Magen den Sprung ins kühle Nass des hoteleigenen Pools, ansonsten schlemmen wir uns mehr oder weniger ausgeschlafen durchs Frühstücksbüffet.

Ein bisschen Kultur muss sein, und so geht unser morgendlicher Ritt durch fiesen Nieselregen erstmal zu einem waschechten Schloss- mit Führung, versteht sich, wir wollen ja was lernen. Auf Schloss Berleburg erwartet uns zwar nicht Graf Casimir persönlich, aber doch ein würdiger Vertreter der freien Denkart, die dort kultiviert wurde. Wir waren nämlich aus dem katholisch-konservativen Sauerland ohne es zu ahnen mal eben übern Berg ins evangelisch-freiheitliche Siegerland gekurvt. Dort hatte schon um 17hundert herum Graf Casimir den Toleranzgedanken gepflegt und religiös Verfolgten Zuflucht geboten. Wir wandeln durch prächtige Säle und Gemächer und bestaunen die Berleburger Bibelübersetzung. Kurzweilig informiert uns unser Fremdenführer über die Geschichte des Schlosses und der fürstlichen Familie zu Sayn-Wittgenstein, die dort ihren Stammsitz hat und heute noch wohnt. Der europäische Hochadel trifft sich im Schloss zu großen Jagdgesellschaften und profitiert von der Artenvielfalt in 13.000 ha Waldfläche: Rotwild, Schwarzwild, Rehwild, Muffelwild und Wisente sind hier zuhause. Auch Eisvögel lassen sich beobachten. Wir sind beeindruckt von den Trophäen im Jagdsaal sowie den Jagdgerätschaften früherer Zeiten.

Soviel Kultur müssen wir bei einem Cappuccino und Torte erstmal sacken lassen, bevor wir uns finanziell verändern und zur Wisentjagd- pardon: zur Weiterfahrt-  aufbrechen.

Ob die Kurven nun noch zum Siegerland oder schon wieder zum Sauerland gehören, steht nicht dran. Jedenfalls hat sich der fiese Nieselregen verzogen und unserer Tourengaudi können wir auf zunehmend trockenem Belag frönen. Dank Martinas guter Planung bekommen wir ein Schmankerl am anderen serviert. Gegen gelegentlichen Rollsplit, eine Baustelle mit rätselhafter Ampelschaltung (wann darf man hier fahren?) und gesperrte Straßen kann natürlich die beste Navigation nichts ausrichten…auch nicht gegen die wilde Jagdgesellschaft, die uns auf der Straße von hinten in Form jugendlicher Lokalmatadore überholt… Alles nichts, was unserer Laune Abbruch tun könnte, wir geniessen die schönen Strecken und vertrauen tapfer selbst auf den schmalsten Sträßchen durch Wald und Flur auf Martinas Navigationskunst.

Die endet (wie könnte es anders sein?) mal wieder bei einem Café. Genauer gesagt, an einer kleinen, feinen Kaffeerösterei. Eine Besichtigung ist nicht geplant, uns reicht die Verkostung. Die angrenzende Tür zum Hundezwinger lassen wir trotz Annes Neugier geschlossen und brauchen somit Kuchen und Schnittchen nicht teilen.

Langsam werden wir auch kurvensatt und düsen wieder Richtung Braunshausen, wo wir uns für unsere Moppeds ein Plätzchen im Motorradschlafzimmer erhoffen. Leider sind schon alle Plätze unter Dach belegt, sodass nur der Parkplatz neben dem Testride-Center bleibt. Dafür nutzen wir die Gelegenheit für die ein oder andere Sitzprobe auf den Test-Maschinen, bevor wir uns zum Abendessen aufbrezeln.

Danach gibt es wahlweise Sauna, Ruhepause oder eine Wanderung zur Braunshausener Kapelle mit Aussicht über den Ort. 

Zum Fußballgucken treffen wir uns später in der Wirtsstube wieder. Auf das Tor in letzter Minute hat wohl keiner mehr gehofft- vielleicht hat ja Doros gesangliche Drohung mit der Heimfahrt dies Wunder im fernen Russland bewirkt?!

Sonntag

Frühstück, Packen, Aufsatteln und los! Anne verabschiedet sich und fährt auf direktem Weg gen Heimat. Sabine reiht sich mit ihrer kunstvoll bepackten Hornisse hinter der am Schluß fahrenden Heike ein, die den Strapsen nicht trauen möchte. Martina hat ihr Navi mit einer neuen Überraschungsroute gefüttert und fährt los: „Wir fahren links runter, alles klar?!“

Hätte klar sein können… wenn es nicht viel verlockender gewesen wäre, in zwei Grüppchen zu starten und die Straße rechts rauf mal zu probieren… Aber ein guter Tourguide fängt seine Schäfchen schnell wieder ein: Strenge Handy-Order bringt alle Abtrünnigen zurück und uns alle mit etwas Verspätung auf den geplanten Weg.

Der hat es in sich. Über Straßen und Sträßchen jeglicher Couleur kurven wir hin und her durch die Sauerländer Wald- und Wiesenlandschaft, bis wir gegen Mittag an hochherrschaftlichen Villen vorbei durch Bad Wildungen rollen. Hoch über dem Ort thront Schloss Friedrichstein. Das können wir uns in unserem Kulturhunger nicht entgehen lassen! Das Motto des im Schloss befindlichen „Cafe Friedrich“  wird einstimmig zu unserem: „Wenn´s der Seele gut tut, kann´s der Leber nicht schaden!“

Die schon in Kindertagen geliebte „Kalte Schnauze“ und süße Nußecken landen auf unseren Tellern und wir entscheiden uns, den Kaffee im „Blauen Salon“ zu nehmen. Und dann…  entdecken wir das Örtchen…  so frauenzimmer-schön, dass wir es uns nicht verkneifen können, einen Blick in das herrlich verspiegelte Gegenstück zu werfen…

Weiter geht es der Heimat zu. Warum der Weg dahin über einen geschotterten Feldweg führen muss und die nächste Pause irgendwo in der Pampa stattfindet, weiß das Navi sicherlich, wenn man es fragt. Immerhin hat es eine Bank zum Sitzen für uns vorgesehen, eine Weinbergschnecke zur Gesellschaft und ein paar Büsche zum Verstecken. Dagmar vertraut nun lieber ihrem eigenen Navi und verabschiedet sich hier von uns.

Als bald darauf der erste Teil der Gruppe brav hinter Martina links runter in einen Waldweg einbiegt, fahren die übrigen rebellisch rechts ran und kommen mit Hilfe von Heikes Navi über die asphaltierte Straße an denselben Zielpunkt.

Dann folgen wir aber in aller Eintracht wieder Martina. Wir nehmen etwas wehmütig die letzten Kilometer Sauerland unter die Räder, verabschieden uns beim Autohof Mönkeloh von Renate und Doro, und fliegen über die Autobahn. Um dem Tennistrubel in Halle zu entgehen, führt die Route über Bielefeld und Werther in Richtung Melle.

Ein tolles Wochenende liegt hinter uns- schön war´s!

Danke an Martina für die Organisation!!!