Ich möchte euch gern über die diesjährige WIMA in England berichten und da bei Motorradreisen ja schon der Weg das Ziel ist, fange ich beim Beginn der Reise an. Ines und ich trafen uns sehr früh an einem Donnerstagmorgen in der Nähe der Autobahnauffahrt Siebenlehn (Sachsen) um die ersten 200 km gut voran und ein Stück von der Heimat weg zu kommen. Am Abend des ersten Tages haben wir unsere Zelte nach 630 bzw. 670 km in der Eifel aufgeschlagen. Für den zweiten Tag haben wir uns vorgenommen in Calais anzukommen um am nächsten Morgen gemütlich zur Fähre zu Fahren. Auch Constanze und Doreen sollten wir am Abend im Hotel treffen. Bereits am zweiten Tag der Reise konnten wir alle die tatsächliche Wasserdichtigkeit unserer Sachen testen. Bei Doreen waren die Schuhe undicht, bei Constanze der Helm, bei mir die Regenkombi und sogar das Navi. Aber wir haben alle das Zwischenziel Calais erreicht und sind am Abend nach einem Stadtspaziergang zufällig in einer Crepes-Bar gelandet. Für den nächsten Tag war wieder Regen und Sturm angesagt und schon beim Packen der Motorräder bekamen wir Mitteilungen von der Fährgesellschaft auf unser Handy. Aufgrund der Wetterbedingungen legt die Fähre wohl etwas später ab. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, mit welchem Seegang wir zu kämpfen haben werden und dass wir im Hafen von Dover noch 2 Stunden rumdümpeln würden, bevor wir anlegen konnten. Aber so verzurrten wir die Motorräder besonders gut und hatten genügend Zeit zwei sympathische Engländer kennen zu lernen welche uns dann direkt zu unserem nächsten Ziel Stonehenge geleiteten. Das war für die ersten Kilometer im Linksverkehr gar nicht so schlecht, so musste erstmal keiner von uns die erlaubten Geschwindigkeiten von Meilen pro Stunde in Kilometer pro Stunde umrechnen und die Vorfahrtsregeln und Blinkangewohnheiten im Kreisverkehr der Engländer gingen am Ende des Tages fast schon in einen Automatismus über. In Stonehenge angekommen bewunderten wir zunächst die Felsen und umliegenden Hügelgräber und verabschiedeten anschließend Andy und Chris und suchten unser spontan gebuchtes Hotel auf. Reichlich zu essen gab es beim Inder gegenüber. Am vierten Tag nach unserer Abreise von zu Hause erreichten wir bereits das WIMA-Gelände im Nationalpark Peak District und trafen auf alte Bekannte sowie Maria und Kerstin, die ebenfalls von unserem Stammtisch in Dresden dabei waren und schon früher nach England aufgebrochen sind. Offiziell begann die WIMA-Rallye erst am Tag darauf, so konnten wir gemütlich unsere Zelte aufschlagen und das Abendessen genießen. Den ersten Tag bei der WIMA nutzten wir zu dritt für eine kleine Wanderung über die Weiden der Schafe ins Dorfzentrum. Hier ergatterten wir die ersten Mitbringsel und wasserdichte Schuhüberzieher. Eine kleine Motorradrunde war für mich auch noch drin und am Abend fand das Welcome-Dinner im Festzelt mit anschließender Disko statt. Am zweiten Tag der WIMA fand am Morgen eine Führung durch die Blue John Höhle statt und am Nachmittag konnte man an einem individuellen Fahrsicherheitstraining teilnehmen. D. h. hinter jeder einzelnen Frau ist eine Vertreterin der IAM (gemeinnützige Organisation für Verkehrssicherheit) gefahren und hat im Anschluss daran Tipps und Hinweise zum eigenen Fahrverhalten gegeben. Der dritte Tag stand zur freien Verfügung. Man konnte z. B. einfach entspannen, die Rallyeaufgaben erledigen oder wie wir, im Regen ins 30 Meilen entfernte Manchester fahren. Wir spazierten mit Helm auf dem Kopf (sonst wurden die Haare zu nass) durch Manchester und ließen uns dann für ein gemütliches Mittagessen beim Vietnamesen nieder, bevor wir wieder ins verregnete Hope Valley fuhren und am Mitgliedertreffen für die Deutschen teilnahmen. Am Abend war im Festzelt Karaoke angesagt, dabei gab es einige Talente zu entdecken. Am Tag darauf sollte die Parade mit den Motorrädern stattfinden, diese führte uns zum Chatsworth House, welches man sich im Anschluss noch anschauen konnte. Das Wetter war am Morgen erst recht unentschlossen aber gegen Mittag wurde es doch noch sonnig, sodass wir im Anschluss ans Programm noch auf eigene Faust eine Runde Motorrad gefahren sind und Rallyeaufgaben gelöst haben. Teil der Rallye war es z. B. zwei Postkarten aus verschiedenen Ortschaften in der Gegend zu sammeln oder herauszufinden, was in der Vergangenheit in Eyam passiert ist. Und so ließen wir uns in der Kirche von Eyam über den Ausbruch der Pest im Jahre 1665 aufklären. Ganz nebenbei reparierten wir noch eine Kupplung, der nur ein bisschen WD40 gefehlt hat. Davor haben wir tagelang in Werkstätten und an Tankstellen Kettenspray gesucht, aber das Öl war schnell zu finden. Am Abend wurden im Festzelt gut einstudierte und ganz spontane Auftritte der Teilnehmerinnen präsentiert. Hoher Besuch erwartete uns am fünften Tag der WIMA. Die Gründerin der WRWR (Women Riders World Relay) Hayley Bell kam vorbei um einen Vortrag über die bisherigen Geschehnisse der WRWR zu halten. Es war ein tolles Meet & Greet. An den letzten beiden Tagen hatte es so viel geregnet, dass nun einige Zelte umziehen mussten, da am nahestehenden Baum einige Äste drohten abzubrechen. Leider war meins auch betroffen und so räumte ich es schnell noch aus und um, um dann am letzten Abend das Abschiedsessen zu genießen und der Band Thor (Gods of Rock) zu lauschen. Am nächsten Morgen packten wir die nassen Zelte ein und brachen nach einem zum Teil tränenreichen Abschied von den anderen Teilnehmerinnen zu viert in Richtung der Fähre nach Dover auf. Die 250 Meilen entfernte Stadt mussten wir bis zum Abend erreichen, denn am nächsten Morgen legte unsere Fähre um 09:50 Uhr ab. Einen kleinen Zwischenfall gab es noch, bei Kerstin ist die Kette am Motorrad runter gesprungen, was jedoch ein Brite noch vor Eintreffen des ADAC´s richten konnte. Wie geplant setzten wir alle ohne Verspätung mit der Fähre über und machten uns auf den Heimweg. Ab Calais lagen ca. 1.000 km vor uns und die fuhren wir möglichst zügig innerhalb von zwei Tagen, ohne Autobahnen und aufregende Vorkommnisse. Und nun freuen wir uns auf die kommende WIMA 2020 in Deutschland.
Nicole, im Oktober 2019